Elisa Lushka

Meine Geschichte: Elisa Lushka

Die Betreuung und die gute Atmosphäre im Internat legen wichtige Grundlagen für das weitere Leben. Wir haben eine ehemalige Schülerin gebeten, ihre Erlebnisse und den ­weiteren Werdegang für uns aufzuschreiben.

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Als ich ins Internat kam, war ich 13 Jahre alt und besuchte die siebte Klasse. Meine Schule war fast eine Stunde Fußweg entfernt. Es war schwer für mich, diesen Weg jeden Tag zurückzulegen, aber es sollte sich ein Ausweg finden. Eine Freundin aus meiner Klasse, die noch weiter von der Schule weg wohnte als ich, lebte jetzt während der Schultage im Internat in Bishnica. Oft erzählte sie mir, wie gut es ihr dort erging. So sprach ich mit meinen Eltern und meldete mich ebenfalls dort an.

Die Zeit im Internat

Am nächsten Tag stellte ich mich im Internat vor. Alles war organisiert, angefangen von den ­Essenszeiten, den Hausaufgaben, dem morgendlichen Aufstehen, dem Schulbesuch… Für mich war es fast wie ein neues Leben, angefüllt mit den verschiedensten Aktivitäten. Nachmittags gingen wir zu den freiwilligen Treffen in der Kirche und lernten Dinge, die mir immer zum Guten dienten. Schließlich ist es ein Reichtum, etwas über Gott zu wissen, besonders als Kind. Eines Tages kündeten die Betreuerinnen einen Gitarrenkurs an, an dem wir fast alle teilnahmen. So lernten wir im Laufe der Zeit Gitarre spielen – nicht perfekt, aber doch schufen wir eigene, schöne Melodien. Ich kann sagen, dass ich im Internat meine schönsten Kinderjahre verbracht habe.

Zum Abschluss der achtjährigen Grundschule machten wir einen wunderbaren Ausflug nach Divijake am Mittelmeer. Alle anderen Schüler hatten das Schuljahr bereits beendet, doch für uns aus der achten Klasse kam nun der Tag der Abschlussprüfungen. Bei der ersten Prüfung im Fach Albanisch war ich mal wieder total aufgeregt. Aber alles ging gut, das Lernen während des Schuljahres hatte sich gelohnt. Als das Ergebnis kam, war ich sehr überrascht: Eine Eins hatte ich nicht erwartet. Die Freude darüber wirkte sich auf die nächste Prüfung aus, die ich ebenfalls mit Erfolg bestand. Auch wenn es nur ein kleiner Schritt war: Ich war glücklich!

In den Sommerferien dachte ich jeden Tag darüber nach, wie es wohl mit mir weitergehen würde. Im September kam ich dann auf das Gymnasium „Dhaskal Todri“ in Elbasan, eine der besten Schulen der Stadt. Ich hatte Verwandte in Elbasan, und so bot sich der Schulbesuch dort an. Dies war dann auch der Auslöser für den Umzug meiner Familie nach Elbasan.

Umzug nach Elbasan

Am ersten Tag kannte ich niemanden in der neuen Schule. Irgendwann fasste ich den Mut, auf eine Gruppe von Mädchen zuzugehen, und dann war alles ganz einfach, ein Wort ergab das andere.

Die Jahre gingen vorbei und ich erreichte die 12. Klasse, in der es wunderbare Momente geben sollte. Inzwischen hatte ich meinen Freundeskreis und wir verbrachten miteinander so viel Zeit wie möglich. Nach dem Abschlusszeugnis kamen wieder die früheren Gedanken und Emotionen auf, nur mit dem Unterschied, dass es jetzt um meine Studienrichtung ging.

Schließlich bekam ich das Studienrecht für „Albanische Sprache und ­Literatur“ an der Aleksander-Xhuvani-Universität in Elbasan. Ich war stolz darauf, meine Eltern mit jedem meiner Schritte zu erfreuen und verbrachte viele Stunden mit dem Lernen, oft bis spät abends. Im zweiten Studienjahr zog ich wieder in ein Wohnheim, wo ich mit zwei Freundinnen in einem Raum lebte. Wir kamen gut miteinander aus; jeden Tag lernten wir bis spät in die Nacht, während wir tagsüber in der Universität studierten.

Und heute?

Eines Tages erzählte mir eine meiner Mitbewohnerinnen von ihrem Cousin. Da wir uns nicht treffen konnten, unterhielten wir uns über Skype. Auch wenn es nur eine Bekanntschaft übers Internet war, fing ich an, immer mehr an diesen jungen Mann zu denken. Fünf Monate lang unterhielten wir uns übers Telefon. Dann, nach einem Gespräch mit meinen Eltern, verkündeten wir unsere Verlobung. Heute ist er derjenige, mit dem ich die schönsten Tage verbringe. Aber nicht nur das: In einigen Monaten werde ich Mutter, was mich noch glücklicher macht.

Inzwischen habe ich den Bachelor-­Studiengang beendet und das Master-Studium begonnen, all das mit viel Lernen, viel Mut und Willenskraft. Ich weiß noch nicht genau, was mein zukünftiger Weg sein wird. Aber über Eines bin ich mir sicher: Mit Gottes Hilfe ist alles möglich.

Ich komme zum Ende meiner Geschichte und möchte mit einem Dank an das kleine Internat in Bishnica schließen, in dem ich so viele Dinge gelernt habe und wo ich mit einer guten Erziehung und in geordneten Verhältnissen aufgewachsen bin.

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