Manjola Lushka: Frau Tahire, Sie arbeiten seit drei Jahren in Bishnica. Welche Entwicklungen können Sie in dieser Zeit beobachten?
Rapça Tahire: Ja, seit drei Jahren bin ich Direktorin der Shyqri-Dervishi-Schule hier in Bishnica. In diesen Jahren haben sich die Arbeit im Allgemeinen und das Lernumfeld gut entwickelt. Die Lehrer werden gemäß ihrem Ausbildungsprofil eingesetzt, was das Lernniveau verbessert hat; das war vor einigen Jahren noch nicht so. Natürlich bringt die Lage hier im bergigen Hinterland besondere Herausforderungen mit sich, doch zusammen mit der Schulleitung, dem Elternbeirat und den Lehrern leisten wir gute Arbeit.
Wie viele Schüler unterrichten Sie?
Wir haben derzeit 96 Schüler, 20 davon kommen aus dem Dorf Jolle.
Leben die Lehrer hier in der Gegend, oder kommen sie aus der Stadt?
Bei uns unterrichten 7 Lehrer; 4 kommen aus Pogradec, die anderen 3 wohnen in Bishnica.
Im Rückblick auf Ihre drei Jahre hier: Was sind Ihrer Meinung nach die Herausforderungen in einen abgelegenen Bergdorf, im Vergleich zur Stadt?
Bishnica liegt 1.050 m über dem Meeresspiegel, das sagt schon viel. Abgesehen vom Gebäude selbst, das durch die Sanierung vor einigen Jahren in einem guten baulichen Zustand ist, gibt es noch viel zu verbessern. Es fehlt an Möbeln in verschiedenen Klassenzimmern, an Labors und einem Internetraum für die Schüler. Das schränkt uns bei der Gestaltung des Unterrichtsplans ein. Und dass wir hier kein Internet haben, macht es sehr schwer, in vernünftiger Zeit Informationen zu bekommen oder zu verschicken.
Welche Altersgruppe ist in der Schule am stärksten vertreten?
Ich würde sagen, die Altersgruppe von 10 bis 13 ist am stärksten, gefolgt von den 3 bis 6-Jährigen.
20 Ihrer Schüler sind Kinder aus dem Wohnheim der Diakonia Albania. Wie arbeiten Sie mit dem Internat zusammen?
Ich möchte betonen, dass wir sehr gut mit dem Internat der Diakonia Albania kooperieren. Dieses Zentrum schafft gute Bedingungen für die Kinder, es bietet ihnen neben Verpflegung und Unterbringung auch Lernbetreuung. Bei jedem Problem, das wir mit Kindern hatten, konnten wir gut mit den Mitarbeitern dort zusammenarbeiten.
An dieser Stelle möchte ich Diakonia Albania / CHW auch herzlich danken; nicht nur für die Renovierung unserer Schule, sondern auch für die Hilfe durch verschiedene Materialien wie Schulbänke, Tische, Wandtafeln usw.
Wie sehen Sie die Zukunft der Kinder, die in Gebieten wie Bishnica aufwachsen und zur Schule gehen?
Wir sind hier ziemlich abgelegen, doch das ist kein Hindernis für die Bildungsqualität der Schüler, die hier Jahr für Jahr ihren Abschluss machen. Auch wenn die wirtschaftliche Situation der Eltern nicht gut ist, so unterstützen sie doch den Schulbesuch ihrer Kinder. In den unterschiedlichsten albanischen Institutionen finden Sie Intellektuelle und Arbeiter, die einmal hier ihre Schulausbildung bekommen haben.
Wie viele Kinder gehen nach der 9-jährigen Schule hier auf eine weiterführende Schule?
Das sind fast 100% der Schüler, 40% besuchen sogar eine höhere Schule.
Kennen Sie Fälle, in denen Schüler anderswo eine Ausbildung gemacht haben und dann zurückkamen, um in ihrer Heimat zu arbeiten?
Ja, das gibt es ab und zu. Die meisten haben aber als Ziel, in der Stadt zu arbeiten und zu leben.
Was denken Sie, wie sich die Schülerzahlen in den nächsten fünf Jahren entwickeln?
Nun, auf der Basis unserer Statistiken denke ich, dass die Zahl der Schüler eher steigt. Das hängt aber stark von der demografischen Bewegung in die Städte oder in andere Regionen ab.
Vielen Dank für dieses Gespräch.