Seit zwei Jahren lebe ich nun in einer großen Stadt an der Küste unter völlig anderen Umständen als in meiner Kindheit. Aber ich vergesse nicht, woher ich komme und wer mir zu dem verholfen hat, wo ich heute bin.
Kindheit in Jolle
Ich wurde am 11. November 2000 geboren. In meinem Heimatdorf Jolle ist das einer der kältesten Monate. Die Geburt fand zuhause statt, in einem zugigen Gebäude, wo es zeitweise richtig kalt war. Doch wenn ich mich genauer an damals erinnere, wird mir heute noch warm. Wissen Sie, was die Kälte damals bewirkt hat? Sie hat in mir Motivation hervorgerufen, den Wunsch zu lernen und den Mut, voran zu kommen.
Ich erinnere mich, wie meine beiden großen Schwestern mich auf den Arm genommen haben, wenn ich über den Boden dieses alten Hauses gekrabbelt bin. Während ich so als einziger Junge im Haus aufwuchs, kamen noch zwei weitere Schwestern zur Welt, wodurch unsere Familie auf 10 Mitglieder wuchs. In Jolle gab es keinen Kindergarten. Ich war umgeben von meinen Schwestern. Und da meine Mutter nicht arbeiten ging, habe ich viel wertvolle Zeit mit ihr und den anderen Familienmitgliedern verbracht, nicht zuletzt auch mit meinen Großeltern, die bei uns lebten.
Neun Jahre im Internat
Danach begann eine weitere wichtige Zeit: Ich kam in die erste Klasse der Shyqri-Dervishi-Schule in Bishnica. Dort saß ich zum ersten Mal in einer Schulbank. Da unser Haus ziemlich weit weg von der Schule war, wohnte ich im Wohnheim von CHW / Diakonia Albania und machte dort meine ersten Erfahrungen mit Buchstaben, Lehrern und Pflegern.
Ich kann mich noch sehr gut an die Zeit im Internat erinnern, auch an die Mahlzeiten am großen Tisch – ein gewaltiger Unterschied gegenüber zuhause bei meiner Familie. Mein Vater hatte nie eine feste Arbeit. Er hat immer versucht ein bisschen Geld zu sparen, um uns am Schuljahrsbeginn neue Kleider kaufen zu können. Erst später wurden wir dann mit Kleidern ausgestattet, die uns aus Deutschland geschenkt wurden.
Das größte Geschenk, für das ich sehr dankbar bin, ist der erfolgreiche Abschluss der 9-jährigen Schule. Meine Familie, besonders mein Vater, haben mich immer ermutigt. Seine Worte: „Lerne, denn du wirst die Schule weiter machen“ haben mich immer begleitet. Meine Mutter sagte immer: „Wir opfern uns auf, um dir eine bessere Bildung zu ermöglichen, Sohn. Das solltest du wert schätzen, damit wir auf dich stolz sein können.“
Auch wenn ich kein hervorragender Schüler war, bekam ich nach der Schule gute Unterstützung. Mein Onkel ist Arzt in Durrës; er hat versprochen mir zu helfen, und das tut er auch. Heute besuche ich in Durrës die Berufsschule „Beqir Cela“, lerne Automechaniker und wohne im Haus meines Onkels. Ich bin gerade im zweiten Jahr und bin ein guter Lehrling, mit guten Beziehungen zu meinen Freunden.
Vielen Dank
Ich bin zwar noch nicht erwachsen, aber ich kann doch die Hilfe der Diakonia Albania beurteilen und wert schätzen, die nicht nur mich 9 Jahre lang untergebracht und verpflegt hat, sondern auch eine große Hilfe für meine Ausbildung und die meiner Schwestern war. Heute bin ich 16 Jahre alt und lebe weit weg von meinen Eltern. Und ich sehe sehr gut, wie wichtig nicht nur meine Eltern waren, sondern auch die Betreuer im Internat.
Mit diesem Bericht über einen Teil meiner Lebensgeschichte möchte ich alle Spender und Unterstützer grüßen, die mich während dieser Jahre finanziell mitgetragen haben. Ich danke Ihnen und allen, die mich beraten und auch emotional unterstützt haben. Möge es Ihnen gut gehen und der HERR Sie reich segnen.
(Text: Manjola Lushka, nach Angaben von Kristi Qyrku)