Allein in den vergangenen beiden Jahren hat die Bundesrepublik Deutschland rund 35 Millionen Euro für die Entwicklungszusammenarbeit mit Albanien bereit gestellt. Die Kooperation hat eine lange Tradition: Bereits im Oktober 1988 wurde ein erster Rahmenvertrag zwischen beiden Ländern abgeschlossen. Seither sind insgesamt rund eine Milliarde Euro geflossen.
Deutschland ist damit einer der wichtigsten Unterstützer des Balkanlandes. Die anfängliche Nothilfe – etwa in der Landwirtschaft oder im Verkehrssektor – ist inzwischen überwiegend durch strukturierte Programme ersetzt worden, die das Ziel haben, Albanien für den angestrebten Beitritt in die Europäische Union fit zu machen.
Von der Stromleitung bis zur Bergführer-Ausbildung
Schwerpunkte der Unterstützung, bei der sich neben der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) auch deutsche politische Stiftungen engagieren, sind Projekte der Energie- und Trinkwasserversorgung, der Abfall- und Abwasserentsorgung sowie zur nachhaltigen und sozialen Wirtschaftsentwicklung. So entstand mit deutscher Hilfe eine Hochspannungsleitung zwischen Albanien und Montenegro, um Schwankungen in der Elektrizitätsversorgung besser auszugleichen. Albanien produziert 90 % seines Stroms in Wasserkraftwerken; bei Trockenheit muss oft Strom importiert werden, während die Turbinen nach ergiebigen Regenfälle Überschüsse produzieren, die auf dem internationalen Markt abgesetzt werden können.
Stabile Elektrizitätsversorgung ist eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung einer modernen Wirtschaft, die den Bürgern attraktive Arbeitsplätze und damit eine Perspektive in ihrer Heimat bietet. Beim Aufbau leistungsfähiger Firmen helfen drei- bis sechsmonatige Betriebspraktika in deutschen Unternehmen. Mehrere Tausend Stipendiaten haben auf diesem Weg praxisorientierte Einblicke in marktwirtschaftliche Abläufe, Arbeitsweisen und Managementtechniken erhalten. Der Senior Experten Service (SES) vermittelt umgekehrt Fachleute, die unentgeltlich bei Vorhaben in Albanien helfen. Der Aufbau von albanischen Berufsbildungszentren und ergänzenden Bildungsangeboten sind ebenso wichtig wie Initiativen zur Vernetzung, etwa auf internationalen Messen.
Albanien international handlungsfähiger machen
Deutsche Experten haben zudem die Entwicklung zeitgemäßer rechtlicher Standards gefördert, etwa ein neues Handelsgesetzbuch sowie die Einführung EU-konformer Qualitätsstandards. Davon profitieren nicht nur die albanischen Unternehmer und Verbraucher, es verbessert auch die Wettbewerbsfähigkeit albanischer Exportgüter und die Position beim Werben um ausländische Investitionsgelder. Da letztere noch rar sind, kommt der mit deutscher Unterstützung gegründeten ProCredit Bank große Bedeutung zu: Sie gibt kleinen Gewerbetrieben, von denen die albanische Wirtschaft geprägt ist, Investitionsdarlehen und begünstigt damit das Entstehen dringend benötigter Jobs. Die meisten Kredite haben Größenordnungen unter 10.000 €; die Rückzahlungsquote liegt bei 98%.
Stück für Stück wurde die vernachlässigte Infrastruktur für Wasserver- und Abwasserentsorgung in 14 mittelgroßen Städten und 50 Dörfern modernisiert. In Korça entstand für 45 Mio. € ein kommunales Wasserwerk, das seine Betriebskosten aus den Wassergebühren deckt und darüber hinaus systematisch Rücklagen für Instandhaltung und weitere Investitionen bildet. Im benachbarten Pogradec nahm 2009 eine neue Kläranlage den Betrieb auf; sie verhindert die Verschmutzung des Ohridsees mit seiner einzigartigen Fischwelt, der ein wichtiges Ziel für den sich entwickelnden Tourismus ist. Bei der Entwicklung des Fremdenverkehrs schließlich halfen Deutsche beim Markieren von Wanderwegen, bildeten Bergführer aus und schufen so Grundlagen dafür, dass Albanien für Gäste aus aller Welt attraktiver wird.
Akteure wie Friedrich-Ebert-, Konrad-Adenauer- und Hanns-Seidel-Stiftung, die mit eigenen Büros in Tirana vertreten sind, setzen sich für die Verankerung demokratischer Strukturen in der albanischen Gesellschaft ein. Sie sind Ansprechpartner für Parteien und viele andere Organisationen, um gemeinsam Antworten auf die vielfältigen Problemlagen des gesellschaftlichen Wandels zu finden. Ein besonderes Anliegen dabei ist die Verbesserung der Lage der Frauen.
Beitragsbild: Die Sanierung der Schule in Proptisht erfolgte mit Fördergeldern der Deutschen Botschaft