Aufbau von Notunterkünften in Vlashaj

14 Notunterkünfte für Erdbebenopfer aufgebaut

Gut zwei Monate nach dem Erdbeben bauten DA-Mitarbeiter und freiwillige Helfer die letzten beiden Shelter auf. Damit ist unser Erdbebenprojekt abgeschlossen. Aurora Zeqo fasst zusammen, welche Hilfe wir leisten konnten und was das für die Betroffenen bedeutet.

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Das stärkste Erdbeben seit 40 Jahren

Wie bereits bekannt, wurde Albanien am 26.11.2019 von einem heftigen Erdbeben der Stärke 6,4 erschüttert, gefolgt von zahlreichen Nachbeben. Es war das stärkste Beben in Albanien seit über 40 Jahren und weltweit das Beben mit den meisten Todesopfern im Jahr 2019. Nach letzten offiziellen Angaben starben 51 Menschen, über 3.000 wurden verletzt. Anfang Januar lebten immer noch 10.000 Menschen in provisorischen Unterkünften. 

Nach der Prüfung von 48.000 Bauwerken schätzt die Regierung den Sachschaden auf über eine Milliarde Euro. 14.000 Gebäude wurden beschädigt, davon wurden 2.500 als unbewohnbar eingestuft. Leider gibt es bis heute keine offiziellen Pläne für den Wiederaufbau oder Lösungen für die Menschen, die ihre Häuser verloren haben. Und so stehen viele Albaner nach dem Erdbeben immer noch vor dem Nichts – ohne jegliche Hilfe von Seiten des Staats. Ganze Familien verbringen den Winter ohne ausreichenden Schutz in leichten Sommerzelten.

Erdbebenschäden in Albanien
Erdbebenschäden in Albanien
Aufbau von Notunterkünften in Bubq
Aufbau von Notunterkünften in Bubq

Hilfe durch CHW und Diakonia Albania

Die Diakonia Albania war eine der ersten Hilfsorganisationen, die nach dem Erdbeben aktiv wurden. Ende November und Anfang Dezember verteilten wir Kleidung, Decken, Lebensmittel etc. im Raum Durrës, in Shijak, Gjepale und anderen Dörfern. Der Christliche Hilfsverein Wismar e.V. veröffentlichte direkt nach dem Beben einen Spendenaufruf und sammelte Geld und Material für Albanien. So konnten Ende Dezember Notunterkünfte für 14 Familien gekauft und weitere Hilfsgüter zusammengetragen werden.

Der Aufbau der Shelter begann Mitte Januar. Mit dem Konvoi kam ein tolles Helferteam aus Deutschland und packte zusammen mit den Mitarbeitern der Diakonia Albania an. Wir begannen mit 5 Sheltern in Vlashaj (Kreis Durrës). Die meisten Leute hier haben keine geregelte Arbeit; sie arbeiten oft als Teilzeit-Emigranten für 3 Monate im Ausland (v.a. Italien oder Griechenland) und sind den Rest des Jahres arbeitslos. Einige Leute erzählten mir, dass sie ein Grundstück oder anderes Eigentum verkauft hatten, um ihre Häuser zu bauen, die jetzt zerstört wurden – das Erdbeben hat ihnen alles genommen. Eine alte Frau versuchte ihre Tränen zurückzuhalten, als sie mir ihr beschädigtes Haus zeigte – und lächelte dann beim Gedanken daran, dass Gott ihr Leben bewahrt hatte.

14 Notunterkünfte in verschiedenen Dörfern

Nach Vlashaj ging es in Bubq (Kreis Kruja) weiter, in einem der am schlimmsten vom Erdbeben getroffenen Gebiete. Bei unserem ersten Besuch hatten wir viele Familien vorgefunden, die unter schrecklichen Bedingungen leben mussten. Hier auf dem Land, ohne jede offizielle Hilfe, fühlten sie sich vom Staat vergessen. In Bubq leben jetzt immer noch 300 Familien in Sommerzelten, oft zu klein für die ganze Familie. Es gibt keine medizinische Betreuung. Die einzige Unterstützung kommt von einer albanischen Freiwilligeninitiative, die in ihrem Zentrum 2x täglich warme Mahlzeiten kocht, und in anderen Regionen gesammeltes Hilfsmaterial verteilt.

Wir waren mit Freiwilligen dieser Organisation in Bubq und den 7 dazugehörigen Dörfern unterwegs und sahen den dringenden Bedarf. Daher wählten wir einige Familien mit kleinen Kindern oder kranken Angehörigen als Empfänger für die Notunterkünfte aus: Familie Martin Doda in Bilaj, Bardhok Jaku und Martin Jaku in Tarine, Indrit Prrini, Qamil Korriku und Bajram Masha in Mazhe e madhe sowie Fatmir Minja in Budull. Eine ähnliche Situation fanden wir auch in der Stadt Lezhë vor – keinerlei Hilfe von der Regierung. Dort erhielten die Familien Delina Lekaj und Liza Nikolli eine Notunterkunft. In beiden Familien war der Vater gestorben und die Frauen kämpfen darum, ihre Kinder versorgen zu können. Diese ohnehin schon armen Familien haben nun auch noch ihr Zuhause verloren.

Zusammen mit den Notunterkünften erhielten die 14 Familien Heizstrahler, Betten und Decken, Tische und Stühle als Grundausstattung. Bei einer anschließenden Tour verteilten wir noch Bettdecken, Lebensmittel, Hygieneartikel und andere Hilfsgüter für viele weitere Familien in der Gemeinde Bubq.

Die Notunterkünfte sind für jede Familie eine enorme Hilfe, da sie sonst unter winterlichen Verhältnissen im Freien hausen müssten, unter Gefahr für die Gesundheit. Die neuen Shelter sind warm und sicher, bieten Platz und Lichtversorgung durch ein Solarpanel. Es gibt keine Worte um die Freude und Dankbarkeit der Familien zu beschreiben, die solch einen Shelter erhalten haben.

Vielen Dank für Ihre Hilfe

Wir als Diakonia Albania möchten allen danken, die dieses großartige Projekt ermöglicht haben. Vielen Dank den Spendern, die sich an der Finanzierung der Notunterkünfte beteiligt haben. Danke den beteiligten Firmen für ihre materielle oder fachliche Unterstützung: Elektroinstallateur Almir Hodzic aus Mörfelden-Walldorf für die Anschubspende, aus Wismar EGGER Holzbaustoffe, Dewenter Tiefbau und Baupunkt Flügel, Bauunternehmer Steffen Schneider aus Chemnitz, Esther Weinhold aus Frankenberg, Spedition MST Braisch aus Leer und FSG Fahrzeugservice Grevesmühlen. Ein großer Dank geht an die Gruppe um Walther Kehrer und Martin Meyer für die Planungs- und Vorbereitungsarbeit, sowie an die Freiwilligen aus Deutschland, die die Shelter mit aufgebaut haben: Josef Lutter, Dieter Schwanbeck, Horst Lutz, Steffen Schneider, Markus Bahls und Johannes Freitag.

Wir danken Ihnen und dem gesamten CHW-Freundeskreis, dass Sie unserem Land in dieser schweren Zeit geholfen haben. Gott segne Sie alle!

Fotos: Josef Lutter, Markus Bahls, Aurora Zeqo, Saimir Rakipllari, Fatjon Pjetri, Frieder Weinhold

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